Yoga aus ärztlicher Sicht

Positive Ergebnisse nach eingehenden wissenschaftlichen Untersuchungen

Dr. med. Peter Konopka, Augsburg

Seit der amerikanische Arzt Dr. Dean Ornish vom Forschungsinstitut für Präventive Medizin in Sausalito (Kalifornien) nachgewiesen hat, dass Yoga als wichtiger und sehr wirksamer Baustein in Prävention und Therapie der koronaren Herzkrankheit einsetzbar ist, hat man die Wirkung von Yoga wissenschaftlich eingehender untersucht und war überrascht von eindeutig positiven Ergebnissen.

Dr. Ornish erzielte bei Herzpatienten beachtliche Erfolge, indem er deren Lebensstil durch Bewegung, Yoga und Ernährungsumstellung nachhaltig veränderte. Innerhalb eines Jahres normalisierte sich bei fast allen Teilnehmern der Studie das Körpergewicht. Blutdruck– und Cholesterinwerte konnten beträchtlich gesenkt werden. Auch später wurde dieser gesundheitsbewusste Lebensstil von den Patienten weiter beibehalten. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die nur mit Medikamenten behandelt wurde, schnitt die Gruppe von Dr. Ornish auch noch nach vier Jahren deutlich besser ab. Durch röntgenologische Gefäßdarstellungen (Angiografie) konnte nachgewiesen werden, dass sogar die arteriosklerotischen Veränderungen der Herzkranzgefäße in der Yoga-Gruppe geringer ausgeprägt waren als in der Vergleichsgruppe.

Eine Studie an der Universität Tübingen kam zu dem überraschenden Ergebnis, dass mit Yoga Risikofaktoren wie hohe Cholesterinwerte stärker gesenkt werden konnten als mit körperlicher Aktivität in Koronargruppen. Die besten Wirkungen wurden jedoch erzielt, wenn man beides kombinierte.
Sogar auf dem renommierten Krebskongress der American Society of Oncology (ASCO) wurde eine Studie über Yoga vorgestellt. Im Rahmen dieser Studie bereiteten sich Brustkrebspatientinnen am M.D. Anderson Cancer Center in Houston mit Yoga-Übungen auf die Strahlentherapie vor. Die Ergebnisse zeigten, dass Yoga die Lebensqualität der Patientinnen erheblich verbesserte.
Weitere wissenschaftliche Untersuchungen konnten ähnliche positive Wirkungen von Yoga vor allem bei funktionellen und psychosomatischen Krankheiten nachweisen wie z.B. bei Migräne und anderen funktionellen Kopfschmerzen, Asthma bronchiale, funktionellen Magen- und Darmbeschwerden (z.B. Reizdarmsyndrom), Wirbelsäulenbeschwerden sowie auch bei Schlafstörungen, Nervosität und Konzentrationsschwäche.

Die ganzheitliche Wirkung des Yoga beruht auf der harmonischen, präzise durchdachten und über Jahrhunderte bewährten Kombination von einfachen Yogaübungen mit Atemtechniken, Entspannung, Konzentration und Meditation. Die Körperübungen im Hatha Yoga fördern die Durchblutung (Mikrozirkulation) der inneren Organe und des Nervensystems (Rückenmark und Gehirn) und tragen dadurch zu einer verbesserten Organfunktion bei. Daher wird Yoga auch zunehmend in Sport und Leistungsförderung und Optimierung der Erholung nach Belastungen eingesetzt. Aber auch Spiritualität, die durch Yoga entwickelt wird, trägt dazu bei, das Umfeld zu verbessern, in dem die Heilung stattfinden kann. An einigen Universitäten gibt es bereits Arbeitsgruppen für Medizin und Spiritualität, um die Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Krankheit und Spiritualität zu erforschen.
Nach den bisher vorliegenden medizinischen Untersuchungen kann man eindeutig sagen, dass Yoga sowohl für die Verhütung von Krankheiten sehr geeignet ist als auch für Wiederaufbau und Erhaltung der Gesundheit und als therapiebegleitende Maßnahme bei zahlreichen Krankheiten. Mit Yoga findet man innere Ruhe, Gelassenheit und Lebensfreude. Man wird zufriedener und toleranter. Aufreibende Konflikte beginnen sich zu lösen und geben den Blick wieder frei für das Wesentliche. Wichtig ist allerdings, dass der östliche Weg des Yoga für den westlichen Menschen gangbar gemacht und mit den modernen Wissenschaften sowie den eigenen Lebenserfahrungen in Einklang gebracht wird. Das ist am besten gewährleistet, wenn ursprüngliches Yoga auf traditionelle und vernünftige Weise gelehrt wird.

(Quelle: Landezentrale für Gesundheit in Bayern e.V., LZG-Informationen 2011-01)